Spüre dich selbst: ein Ausflug in den Wald mit dem DAV und Bergader
15.06.2022
2020 hatten der DAV und Bergader die Kampagne „Spüre dich selbst“ ins Leben gerufen. Diese hat gesundheitsorientierten Bergsport sowie Ernährung und Achtsamkeit im Fokus. Jetzt ging es im Rahmen der Aktion gemeinsam mit den Azubis von Bergader zu einer Entdeckungstour in den Wald.
Mit dabei waren u.a. mit Christian Leitenstorfer ein Förster, Manuela Goerlich eine Waldbademeisterin und Michael Pröttel ein Geograph und Autor. Für die richtige Brotzeit wurde natürlich von Bergader gesorgt. Ein aufregender Tag der viele interessante Themen abdeckte.
Auf dem Tagesprogramm stand ein spannender Mix aus Theorie und Praxis. Immer im Fokus: Die körperliche und mentale Gesundheit. Unter fachkundiger Anleitung von Waldbademeisterin Manuela Goerlich wurde sich bewusst im Wald aufgehalten und aktiv eingetaucht. Besser bekannt auch als „Waldbaden“.
Neben gezielten Atemübungen wurde den Teilnehmer:innen erklärt und gezeigt, wie man sich bewusst und achtsam in der Natur fortbewegt. Ohne Ablenkung und vor allem ohne Stress konnten die Auszubildenden den Wald auf sich wirken lassen. Denn wer bewusst in den Wald eintaucht, kann nicht nur positive Effekte für die eigene Gesundheit erzielen, sondern zudem die eigene Wertschätzung gegenüber dem Wald und der Natur stärken.
Ein Gespräch mit Manuela Goerlich. Waldbademeisterin von Beruf.
Wie würden Sie selbst ihren Beruf bezeichnen?
Ich bin Waldgesundheitstrainerin und in der Funktion biete ich auch Waldbaden an. Aber ich bin auch Kräuterpädagogin und ganzheitliche Entspannungspädagogin. Sprich ich biete Entspannung in der Natur an. Dabei lernt man bei mir immer noch was über den Lebensraum Natur, wie Kräuter kennenlernen.
Ist das ein anerkannter Ausbildungsberuf?
Nein, meine Spezialisierungen sind anerkannte Fortbildungen. Die Waldgesundheitstrainerin habe ich bei der LMU (Ludwig-Maximilian-Universität) in München in Zusammenarbeit mit Kneipp Ärztebund gemacht und dann zum Schluss mit einer Facharbeit abgeschlossen. Kräuterpädagogin gibt’s auch als Ausbildung, das ist sogar eine BNE (Bildung Nachhaltiger Entwicklung) und ist staatlich anerkannt. Auch die ganzheitliche Entspannungspädagogin ist eine Ausbildung. Ich habe da auch die Kursleiterscheine für autogenes Training und progressive Muskelentspannung unternehmen die auch anerkannt sind und mit Studien belegt und auch von Ärzten auch empfohlen werden.
Wie oft ist man dabei im Wald?
Das ist unterschiedlich, aber sicher zwischen ein- und fünfmal die Woche, und dann zwischen drei und 30 Stunden. Also unter drei Stunden selten. Je nach Projekt oder auch persönlichen Bedarf.
Was passiert im Wald?
Er erdet mich und entspannt mich, holt mich zurück, gibt mir Kraft und Energie. Also wenn ich mal eine Lösung suche, gestresst bin und mich unwohl fühle, gehe ich in den Wald. Hinterher sind die Fragen oftmals geklärt. Ich fühl mich wohler. Er ist so mein eigener Kraft- und Energie Ort.
Bäume für die Zukunft
Zusätzlich zu den vielen spannenden Einblicken in die Welt des Waldbadens konnten die Azubis einige geografische und geologische Hintergründe aufnehmen und wurden dabei auch noch selbst aktiv. Unter Anleitung von Christian Leitenstorfer, dem örtlichen Revierleiter, wurde zu Arbeitshandschuhen und Spitzhacke gegriffen und ca. 200 Weißtanne Setzlinge oberhalb der Gschwendtalm gesetzt.
Im Gespräch mit Förster Christian:
Was macht ein Förster eigentlich?
Als Revierförster habe ich die Verantwortung für ein Waldgebiet (= Revier) und plane alle anfallenden Arbeiten und sorge für die Umsetzung. Dazu gehören: Verjüngung des Waldes (Naturverjüngung/ Pflanzung), Pflege der vorhandenen Bestände in verschiedenen Altersstufen, Holzernte. Daneben aber auch Waldwegebau und -instandhaltung, Schutzwaldsanierung und (wichtig für den nachwachsenden Wald) die Jagd.
Können Sie einen typischer Tag beschreiben?
Eigentlich ist jeder Tag ein bisschen anders. Meistens geht es morgens so los, dass man sich mit den Waldarbeitern trifft und die anstehenden Arbeiten bespricht. Dann mach ich eine Kontrollfahrt durchs Revier und schaue, wie laufende Arbeiten vorankommen, z.B. wieviel Holz der Rücker schon aus dem Wald gefahren hat, oder welcher private Kleinselbstwerber am Wochenende Holz gemacht hat. Oft zeichne ich Stämme für einen Hieb aus, der bald gemacht wird. Nebenbei wird der Zustand der Straßen kontrolliert. Mittag mach ich meistens daheim und erledige anschließend meine Büroarbeit (Verbuchungen der erledigten Arbeiten, Holzaufnahme, Waldarbeiterverlohnung, Rückeabrechnungen, Meldungen für den Forstbetrieb, Planungen der Arbeiten im PC usw. Die Büroarbeit umfasst ca. 1/3 der Arbeitszeit, 2/3 bin ich im Wald unterwegs. Meistens fahre ich dann noch mal raus zum Kontrollieren und gehe dann noch auf die Jagd.
Wie oft ist man im Wald?
Jeden Tag, mal etwas mehr mal etwas weniger, je nach dem was zu tun ist. Oft lege ich auch selber Hand an, weil mir die Arbeit viel Spaß macht.
Was muss man mitbringen?
Ich glaube wer den Beruf ausübt, der ist einfach sehr gerne in der Natur. Nur im Büro zu sitzen, wäre überhaupt nichts für mich. Ich sehe einfach gerne was in der Natur wächst und wenn man einfach selbst dazu beitragen kann/etwas bewegen kann, ist das einfach ein schönes Gefühl.
Was hat der Wald für eine Zukunft?
Wir hier im Alpenraum/Voralpenraum werden wahrscheinlich keine so großen Probleme bekommen. Jedoch müssen immer wieder Bäume durch Käferbefall (z.B. Borkenkäfer) abgeholzt werden. Durch den Klimawandel, entstehen vor allem im Norden Bayerns große Probleme: Die vorhandenen Wälder sterben ab. Oft sind das nicht standortgerechte Fichtenwälder, aber auch Buchen und andere Laubbäume sind bereits betroffen. Bei der Neubepflanzung ist guter Rat teuer, da wir nicht wissen, welche Bäume bei dem sich verändernden Klima überhaupt noch wachsen können. Deshalb versuchen wir, möglichst viele verschiedene Baumarten zu pflanzen, um viele Möglichkeiten zu haben. Es werden auch Anbauversuche mit Baumarten gemacht, die bisher nicht bei uns vorkommen, aber in Zukunft evtl. bessere Chancen haben.